Sehr geehrte Damen und Herren!
Sehr geehrte Expert*innen!
Ich bedanke mich für die vielen, konstruktiven Kommentare zur öffentlichen Konsultation zum Expert*innen-Papier zu möglichen Elementen einer Biodiversitäts-Strategie 2030 für Österreich! Besonders freut es mich auch, dass der Prozess „Biodiversitätsdialog 2030“ in vielen Stellungnahmen als innovativer und vorbildlicher partizipativer Prozess generell unterstützt wurde.
Konkret haben wir über 2.200 Einzelkommentare zu den möglichen Elementen für Ziele und Maßnahmen erhalten. Hinzu kommen 882 ausgefüllte Fragebögen.
Die große Beteiligung am Biodiversitätsdialog2030 sehe ich als eindeutiges Zeichen dafür, dass der Erhalt der Biodiversität in Österreich vielen Menschen ein sehr großes Anliegen ist.
Wie geht es nun weiter?
Die Expert*innen meines Ressorts werden in den nächsten Wochen gemeinsam mit dem Umweltbundesamt die zahlreichen abgegebenen Kommentare auswerten und darauf aufbauend, einen ersten Entwurf einer österreichischen Biodiversitätsstrategie 2030 erarbeiten.
Die Nationale Biodiversitäts-Kommission wird diesen Entwurf diskutieren und abstimmen mit dem Ziel eine Empfehlung für eine neue Strategie abzugeben. In der Nationalen Biodiversitäts-Kommission sind zuständige und betroffene Akteure sowie Stakeholder aus allen für die Biodiversität relevanten Bereichen und Sektoren vertreten.
Wir werden Sie auf www.biodiversitätsdialog2030.at über die weiteren Schritte am Laufenden halten.
Nochmals vielen herzlichen Dank für Ihr großes Engagement für unsere Natur!
Herzlichst Ihre
Leonore Gewessler
Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie
2019 wurde vom BMK gemeinsam mit dem Umweltbundesamt ein partizipativer Prozess zur Entwicklung einer Biodiversitäts-Strategie Österreich 2030 gestartet– der
Biodiversitätsdialog 2030.
Ein wichtiger Meilenstein in diesem Prozess ist die Durchführung einer öffentlichen Konsultation zu möglichen Elementen der Biodiversitäts-Strategie Österreich 2030.
Die für die öffentliche Konsultation vorbereitete Unterlage wurde auf Basis der Beiträge von Expert*innen bei den 2019 durchgeführten Workshops sowie insbesondere den Vorgaben der EU-Biodiversitätsstrategie für 2030 entwickelt.
Der auf die Konsultation folgende nächste Schritt ist die Erarbeitung eines ersten Entwurfs der neuen österreichischen Biodiversitäts-Strategie.
Dieser Entwurf wird auch Angaben zu den Akteuren sowie zur Überprüfung der Umsetzung der Strategie beinhalten.
Die Umsetzung der Strategie ist jedenfalls eine gemeinsame Aufgabe aller zuständigen Akteure.
Die Abstimmung des Strategieentwurfs mit den betroffenen Akteuren und Stakeholdern erfolgt in der Nationalen Biodiversitäts-Kommission.
Sie können hier die Konsultationsunterlage als pdf herunterladen.
Wir Menschen sind auf intakte Ökosysteme angewiesen. Sie sind der Schlüssel für unsere körperliche und geistige Gesundheit, essentiell für den Klimaschutz, liefern uns Grundlagen für Medikamente und sind wichtig als Erholungsraum sowie als Anziehungspunkt für den Tourismus. Intakte Ökosysteme liefern Grundlagen für die Wirtschaft und sind Voraussetzung für wirtschaftliche Entwicklung.
Die COVID-19-Pandemie macht die Zusammenhänge zwischen unserer Gesundheit, intakter Natur und Klimaschutz für uns alle deutlich: In den vergangenen Monaten war sowohl ein steigender Bedarf an gesunden Lebensmitteln und regionalen Produkten, als auch eine gesteigerte Wertschätzung der Natur als wichtiger Erholungs- und Aufenthaltsraum deutlich spürbar. Biologische Vielfalt und Gesundheit hängen eng zusammen. Die Pandemie hat gezeigt, wie sich Eingriffe der Menschen in intakte Ökosysteme auf uns alle auswirken können. Der Schutz und der Erhalt einer intakten und vielfältigen Natur ist daher auch der beste Schutz für uns selbst.
Biodiversitätsverlust und Klimawandel gehören zu den größten gesellschaftlichen und politischen Herausforderungen unserer Zeit und sind in vielerlei Hinsicht miteinander verknüpft. Unsere Gesundheit und unser Wohlergehen hängen davon ab. Biodiversität braucht eine starke, engagierte Klimapolitik. Die Erreichung der Klimaziele wird ohne intakte, vitale, resiliente und vielfältige Natur nicht möglich sein.
Als Mitglied der Europäischen Union sowie Vertragspartei des Übereinkommens über die biologische Vielfalt hat Österreich auch eine Verantwortung für den Erhalt der globalen Biodiversität.
Status und Trends der Biodiversität – national/EU/global
Die Situation zur biologischen Vielfalt in Österreich ist mit jener in Europa sowie auch den globalen Entwicklungen vergleichbar. Trotz vieler Bemühungen im Natur- und Artenschutz und Erfolgen in einzelnen Bereichen konnten weitere Verluste der Biodiversität nicht gestoppt werden. Laut österreichischem Artikel-17-Bericht 2019 zur Umsetzung der EU Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie sind 18 % der Lebensraumtypen und 14 % der Arten in einem günstigen Erhaltungszustand. Im Gegensatz dazu weisen 44 % der Lebensraumtypen und 34 % der Art-Bewertungen einen ungünstig-schlechten Erhaltungszustand auf [2]. Weitere Informationen über biologische Vielfalt in Österreich finden Sie beispielsweise im Umweltkontrollbericht [3] sowie auf der Homepage der Europäischen Umweltagentur [4].
Treiber/Ursachen der Biodiversitätsverluste – national/EU/global>
Kenntnis der Ursachen, Ursachenkomplexe und Treiber der Biodiversitätsverluste ist Voraussetzung für wirksamen Biodiversitätsschutz. Der Weltbiodiversitätsrat [5] (IPBES) identifiziert fünf Hauptgründe für den globalen Verlust der biologischen Vielfalt: Veränderte Land- und Meeresnutzung, direkte Ressourcenentnahme, Klimawandel, Schadstoffeinträge und gebietsfremde „invasive“ Arten. Diese fünf Hauptgründe wurden von IPBES auch für den Biodiversitätsverlust in Westeuropa identifiziert [6]. Für Österreich wurden in einer Untersuchung des Umweltbundesamtes hydrologische Veränderungen, Landwirtschaft (z. B. Nutzungsaufgabe und -intensivierung) und Forstwirtschaft (z. B. Totholzentnahme) als Hauptursachen genannt [7].
Internationale, EU und nationale Vorgaben
Als Mitglied der Europäischen Union sowie Vertragspartei internationaler Übereinkommen hat Österreich EU-Vorgaben sowie internationale Beschlüsse im Bereich der Biodiversität umzusetzen. Dazu zählen insbesondere das Übereinkommen über die biologische Vielfalt und die neuen globalen post-2020 Biodiversitäts-Ziele, die Alpenkonvention und ihre Protokolle, die EU-Biodiversitätsstrategie für 2030 [8] sowie weitere EU-Vorgaben und Initiativen des Europäischen Grünen Deals. Ebenso sind das Regierungsprogramm Österreich 2020-2024 [9] sowie zahlreiche nationale Strategien (z. B. Klima- und Energie-Strategie, Bioökonomie-Strategie, Masterplan Tourismus) für die Biodiversitäts-Strategie Österreich 2030 von großer Bedeutung.
Der Strategie wird eine längerfristige Perspektive in Form der Vision für Österreich 2050 vorangestellt
[10] .
Diese wird im Zuge eines Wettbewerbs entwickelt werden.
Für folgende Sektoren / Politikbereiche werden konkrete Maßnahmen in der Biodiversitäts-Strategie 2030 vorgeschlagen:
Forschung:
Monitoring:
´Bildung:
Bewusstseinsbildung:
Generell ist für die Umsetzung der vorgeschlagenen Maßnahmen eine Erhöhung der Ressourcen notwendig. Folgende Programme/Budgets wären dafür anzusprechen:
Neben der Finanzierung von Schutzmaßnahmen und Maßnahmen für eine nachhaltige und damit biodiversitätsfördernde Nutzung ist auch die Finanzierung zur Verbesserung der personellen Ausstattung, z. B. bei Naturschutzbehörden, Schutzgebietsverwaltung und -betreuung, in der Bildung oder für Forschung und Monitoring erforderlich.
Die öffentliche Konsultation zu möglichen Elementen der Biodiversitäts-Strategie 2030 wurde am 27. September 2020 geschlossen.
Vielen Dank für die zahlreichen Beiträge, Vorschläge und Kommentare zu möglichen Elementen der Biodiversitäts-Strategie 2030. Die genaue Analyse der Kommentare erfolgt in den nächsten Wochen und wird für die Entwicklung eines ersten Entwurfs der Biodiversitäts-Strategie Österreich 2030 herangezogen. Die Biodiversitäts-Strategie wird in der beim BMK eingerichteten Biodiversitätskommission mit Vertretern aller Sektoren/Fachbereiche diskutiert.